Glossar
Unter Ableismus („Behindertenfeindlichkeit”) versteht man die Benachteiligung und Diskriminierung von Menschen mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen. Der Begriff umfasst sowohl die bewusste Abwertung als auch die strukturelle Diskriminierung.
Ableismus zeigt sich auf viele Arten:
Abwertende Sprache und Verhaltensweisen
Infragestellung von Behinderungen
Aufgezwungene Hilfen
Stereotype Darstellungen in Film und Fernsehen
Gewalt gegen Menschen mit Behinderungen
Und vieles mehr
Seit Jahrtausenden fliehen Menschen vor Krieg, Hunger oder starker Unterdrückung aus ihrer Heimat. Vor allem während eines Krieges oder einer großen Krise suchen besonders viele Menschen Schutz in anderen Ländern. In Deutschland versuchen rechtsextreme und rechtspopulistische Bewegungen, Ängste und Vorurteile gegenüber geflüchteten Menschen auszunutzen und diese abzuwerten.
Die Abwertung geflüchteter Menschen zeigt sich auf unterschiedliche Weise:
Die Behauptung von Vorurteilen, z. B. dass geflüchtete Menschen ihre Situation nur vortäuschen und die Sozialsysteme ausnutzen wollen
Die Aberkennung ihrer Notlagen und Hilfebedürftigkeit
Die Stigmatisierung als kriminell oder gewalttätig
Die Befürwortung schwerer Gewalt gegenüber geflüchteten Personen und ihren Unterkünften, auch verstärkt durch Hatespeech im Internet
Ein Ally ist ein „Verbündeter” von Menschen, die weniger Privilegien haben. Allys zeigen sich solidarisch, unterstützen die Anliegen der Betroffenen und verstärken ihre Stimmen. Da Menschen in verschiedenen Bereichen unterschiedlich privilegiert sind, kann zum Beispiel eine weiße Lesbe ein Ally für People of Color sein, während eine heterosexuelle Person of Color ein Ally für die queere Community sein kann.
Die Alt-Right-Bewegung ist eine rechtsextreme Sammelbewegung aus den USA. Sie sieht sich als Alternative zum traditionellen Konservatismus und vertritt rassistische, islamfeindliche, antisemitische und sexistische Positionen. Die Alt-Right-Bewegung sieht die Identität der weißen christlichen Bevölkerung durch Einwanderung und „politische Korrektheit” in Gefahr und sich selbst in der Rolle des Verteidigers. Die Alt-Right vertritt die Ideologie der weißen Vorherrschaft und hat eine ethnisch homogene weiße Bevölkerung auf dem Gebiet der Vereinigten Staaten zum Ziel. Unter dem Begriff finden sich unterschiedliche Gruppierungen, die programmatisch durch Rassismus, eine radikale Ablehnung des Feminismus, die Bestärkung rigider binärer Geschlechterrollen und die Zurückweisung einer vermeintlichen politischen Korrektheit miteinander verbunden sind. Als wichtigste Kommunikationsmittel der Bewegung gelten soziale Medien sowie eigene Plattformen wie das Breitbart News Network. Auf verschiedenen Plattformen hat sich inzwischen eine Subkultur gebildet, in der Anhänger*innen der Bewegung mit Memes und Codes kommunizieren. Über Subkulturen wie bspw. Gaming-Foren, werden diese mittlerweile auch in deutschsprachigen Kontexten verwendet. Eine besonders beliebte Online-Strategie der Bewegung ist es, politische Diskussionen durch emotionale Provokationen anderer Gesprächsteilnehmer*innen auszuhöhlen (Trolling).
„Alternative Fakten” ist eine Formulierung von Kellyanne Conway, Beraterin des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump. 2017 nutzte sie den Ausdruck, um nachweislich falsche Aussagen des Pressesprechers des Weißen Hauses, Sean Spicer, zu rechtfertigen. Dieser hatte die Zahl der Besucher*innen bei der Amtseinführung von Donald Trump deutlich zu hoch angegeben, wie sich später nachweisen ließ. Conways Verschleierung von Unwahrheiten wurde vielfach als Angriff auf die Demokratie und Manipulation der Öffentlichkeit kritisiert. Genutzt wird das Zitat heute gern in Berichten über unwahre Darstellungen. Konkret bezeichnen „Alternative Fakten" den Versuch, unbelegte oder unwahre Behauptungen als gleichwertige Tatsachen darzustellen, um sie in der öffentlichen Debatte zu legitimieren. Die Verwendung des Begriffs „alternative Fakten“ durch den ehemaligen Präsidenten der Vereinigten Staaten, Donald Trump, und seine Unterstützung durch Alt-Right Medien, hat dazu beigetragen, dass Falschinformationen und Hassrede in der Öffentlichkeit eine größere Plattform und Legitimität erhalten haben.
Unter Antifeminismus fassen wir verschiedene soziale Bewegungen und gesellschaftliche, politische, religiöse und akademische Strömungen, die sich gegen den Feminismus und die bereits erreichte Gleichberechtigung der Geschlechter wenden. Antifeminismus gibt es schon so lange, wie es Feminismus gibt. Er bekämpft aktiv, aggressiv und organisiert feministische Anliegen und Positionen. Wo Antifeminist*innen früher vor allem gegen die Gleichberechtigung der Frau gekämpft haben, richten sie sich heute auch gegen die Vielfalt sexueller Lebensweisen und Identitäten. Durch das Internet und die sozialen Medien haben sich antifeministische Bewegungen neue Räume erschlossen und globale Allianzen geschlossen. Dies führt auch dazu, dass Feminist*innen, Frauen und nicht-binäre Personen, die in der Öffentlichkeit stehen, wie bspw. Politiker*innen, Journalist*innen oder Aktivist*innen, besonders stark von Hatespeech und digitaler Gewalt betroffen sind.
Antimuslimischer Rassismus ist eine Sonderform des Rassismus und richtet sich gegen Menschen, die dem Islam angehören oder als muslimisch wahrgenommen werden. Die Vielfältigkeit des Islam wird dabei auf bestimmte Stereotype reduziert und als „gefährlich“ und „fremd“ dargestellt.
Antimuslimischer Rassismus äußert sich auf viele Arten:
Stigmatisierung als „fremd“ und „gefährlich“
Benachteiligung und Diskriminierung im Bildungssystem
Generalverdacht bei Anschlägen
Vorurteile gegenüber Frauen, die ein Kopftuch tragen
Muslimischen Männern wird pauschal Frauenfeindlichkeit unterstellt
Rassistisch und antimuslimisch motivierte Gewalttaten
Und vieles mehr
Antisemitismus beschreibt den Hass und die Diskriminierung gegenüber jüdischen Menschen. Diese werden dabei nicht als Individuen wahrgenommen, sondern aufgrund ihrer vermeintlichen Gruppenzugehörigkeit kategorisiert und mit bestimmten Eigenschaften versehen. Antisemitische Menschen glauben beispielsweise, Jüdinnen und Juden würden heimlich die Fäden ziehen und Wirtschaft, Medien sowie politische Institutionen kontrollieren.
Antisemitismus zeigt sich auf viele Arten:
Antisemitische Klischees und Stereotype
Anschläge auf jüdische Vereine und Einrichtungen
Gleichsetzung von Israel mit dem Judentum
Antisemitische Verschwörungsideologien
Holocaust-Leugnung
Und vieles mehr
Antiziganismus bezeichnet den spezifischen Rassismus gegen Sinti und Roma. Sinti und Roma sind eine der größten und ältesten Minderheiten in Europa. Sie setzen sich aus vielen verschiedenen Gruppen zusammen, die eines gemeinsam haben: Sie erfahren seit Jahrhunderten rassistische Ausgrenzung und Diskriminierung.
Antiziganismus zeigt sich auf viele Arten:
Ausgrenzung, Diskriminierung und Gewalt
Ausschluss aus der Gesellschaft
Verfolgung und Vertreibung
Verbreitung von Stereotypen wie Kriminalität, Armut und Bettelei
Und vieles mehr
Ein Bashtag ist ein Hashtag, der für kritische und missbräuchliche Inhalte verwendet wird. Hashtags sind Schlagworte, die auf Social-Media-Plattformen verwendet werden, um Inhalte zu kategorisieren und zu organisieren. In bestimmten Fällen, wenn viele Nutzer*innen gleichzeitig und konzentriert negative Meinungen zu einem bestimmten Thema äußern, werden Hashtags verwendet, um einen „Shitstorm“ zu organisieren, also einen gemeinschaftlichen Aufschrei zu einem bestimmten Thema auszudrücken. Den Hashtag nennt man dann „Bashtag“.
BIPoC ist die Abkürzung für Black, Indigenous und People of Color und steht für Schwarze, Indigene und People of Color. People of Color (Singular: Person of Color, PoC) ist eine selbstgewählte Bezeichnung von Menschen, die von der Dominanzgesellschaft als nicht-weiß wahrgenommen werden und aufgrund dessen Rassismus ausgesetzt sind. Entstanden ist die politische Selbstbezeichung aus dem Widerstand der US-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung als solidarisches Bündnis gegen weiße Vorherrschaft, weshalb sie noch heute für die Sichtbarmachung von rassistischer Gewalt, kultureller Auslöschung und Diskriminierung steht.
Die Black-Pill-Bewegung beschreibt eine ideologische Strömung innerhalb der Incel-Community. Diese Ideologie geht davon aus, dass das Leben aussichtslos ist und man nichts tun kann, um die „schreckliche Realität“ zu ändern. Alles sei von biologischen und gesellschaftlichen Umständen vorbestimmt.
Die Black-Pill-Ideologie zeigt sich besonders in der Einstellung gegenüber Frauen. Viele Incels sind der Ansicht, dass Frauen vor allem auf das Aussehen achten und sich nur für Männer interessieren, die als besonders attraktiv gelten. Nach dieser Überzeugung haben Männer, die diesen Schönheitsidealen nicht entsprechen, keine Chance auf romantische oder sexuelle Beziehungen. Sie fühlen sich dadurch benachteiligt und diskriminiert – tatsächlich fördert diese Haltung jedoch Frauenhass und trägt zur Normalisierung von Gewalttaten bei.
Die „Black Pill“ baut dabei auf der Idee der „Red Pill“ auf und äußert sich in Form von Internetgruppen, deren Mitglieder sich auf Basis ihres eigenen Weltbilds als die „Erleuchteten“ betrachten – während sie den Rest der Bevölkerung als „Blue Piller“ bezeichnen.
Bodyshaming beschreibt die Abwertung und Diskriminierung einer Person aufgrund ihres Aussehens. Vor allem Menschen, die den unrealistischen Schönheitsidealen nicht entsprechen, sind davon betroffen. Häufig bezieht sich Bodyshaming auf das Gewicht von Personen, es kann aber auch auf bestimmte Körperteile oder die Körpergröße abzielen. Oft fallen gezielt negative Kommentare über den Körper oder es werden vermeintlich „gut gemeinte“ Ratschläge gegeben, wie: „Du hast etwas zugenommen, mach doch einfach mal wieder mehr Sport.“ Das führt jedoch dazu, dass sich betroffene Personen noch unwohler fühlen, da „Dicksein“ in Deutschland häufig mit Faulheit, ungesundem Essverhalten, Charakterschwäche oder Disziplinlosigkeit gleichgesetzt wird.
Ein „Bot“ ist ein automatisiertes Software Programm, das bestimmte Aufgaben ausführt, die vorab definiert wurden. Es imitiert das Verhalten von menschlichen Nutzer*innen, ist jedoch in der Regel viel schneller und effizienter. Bots können nützliche Funktionen wie z.B. Kundenservice oder die Erstellung von Indexen für Suchmaschinen ausführen, aber auch als Spam auftreten und Kommentarspalten in sozialen Netzwerken mit Werbung oder Hass füllen.
Cancel Culture (zu Deutsch: „Zensurkultur”) beschreibt ein vermeintliches gesellschaftliches Phänomen, bei dem prominente Personen und Werke aufgrund diskriminierender Aussagen und Handlungen boykottiert und von der Öffentlichkeit ausgeschlossen werden.
Der Vorwurf, dass zahlreiche Personen für immer aus der öffentlichen Debatte ausgeschlossen und „gecancelt“ werden, ist jedoch falsch. In der Regel wird das Machtgefälle zwischen Opfer und Täter*in nicht ansatzweise ausgeglichen. Personen des öffentlichen Lebens, die in letzter Zeit z.B. wegen Gewaltvorwürfen outgecalled wurden, sind heute in den meisten noch genau dort, wo sie vorher waren.
Als cis oder cisgeschlechtlich werden Menschen bezeichnet, die sich mit dem ihnen bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht identifizieren. Cisnormativität beschreibt die Annahme, dass alle Menschen cisgender sind, bis etwas anderes angegeben wird. Dieser Glaube ist in unserer Gesellschaft tief verwurzelt und zeigt sich unter anderem darin, dass das Geschlecht eines Kindes anhand seiner Genitalien festgelegt wird. Personen, die sich nicht mit dem ihnen zugewiesenen Geschlecht identifizieren, nennt man trans* oder nicht-binär.
Der Begriff „Clickbaiting“ bezieht sich auf die Verwendung von aufmerksamkeitsstarken und oft übertriebenen Überschriften auf Websites und Social-Media-Plattformen, die darauf abzielen, Nutzer*innen dazu zu verleiten, auf einen Artikel oder eine Seite zu klicken. Diese Überschriften versprechen zum Beispiel unglaubliche oder unerwartete Neuigkeiten, um die Neugier der Leser*innen zu wecken – häufig jedoch erfüllt der Inhalt des Artikels nicht die in der Überschrift geweckte Erwartung. Clickbaiting wird viel im Online-Journalismus eingesetzt, um die Klickzahlen von Artikeln zu erhöhen und damit den Traffic der gesamten Website zu steigern.
Der Confirmation Bias (zu deutsch: Bestätigungsfehler) ist ein Begriff aus der Kognitionspsychologie. Er beschreibt die Neigung von Menschen, Informationen so auszuwählen und zu interpretieren, dass sie ihre eigenen Meinungen und Erwartungen bestätigt sehen. Informationen, die die eigenen Erwartungen widerlegen könnten, werden ausgeblendet. In sozialen Netzwerken wird der Confirmation Bias technisch verstärkt, indem Nutzer*innen durch Algorithmen vorwiegend Informationen angezeigt bekommen, die ihre eigene Meinung bestätigen.
Content-Moderation bezieht sich auf den Prozess der Überwachung und Entfernung unangemessener Inhalte, die von Nutzer*innen auf einer Plattform veröffentlicht werden. Dies umfasst die Anwendung vorgegebener Regeln zur Überwachung von Inhalten und die Markierung und Entfernung von Inhalten, die diesen Richtlinien nicht entsprechen. Gründe dafür können beispielsweise Hassreden und Urheberrechtsverletzungen sein. Das Ziel der Content-Moderation ist es, eine sichere Nutzung der Plattform zu gewährleisten und das Vertrauen und die Sicherheit der Nutzer*innen zu erhalten. Es ist ein weitverbreitetes Vorgehen in sozialen Medien und auf ähnlichen Plattformen.
Counterspeech (zu deutsch: Gegenrede) bedeutet, verbal gegen Hass und diskriminierende Aussagen im Internet vorzugehen. Dabei geht es darum, Hatespeech direkt und entschieden zu begegnen und damit deutlich zu machen, dass Hass im Netz nicht akzeptiert wird. Counterspeech schafft Verbindung unter Betroffenen und Verbündeten und ist ein wichtiges Gegengewicht zu den Hasskommentaren.
Cybergrooming bezeichnet die gezielte Manipulation von Minderjährigen im Internet, durch Täter*innen, die sich ihre Opfer auf Online-Plattformen wie TikTok, Snapchat oder in Videospielen wie Fortnite suchen. Ziel der Manipulation ist die sexuelle Ausbeutung der Opfer durch Straftaten wie sexuelle Belästigung oder Missbrauch. Die Täter*innen gehen dabei strategisch vor: Sie beginnen den Kontakt oft mit harmlosen Gesprächen und versuchen, das Vertrauen der Kinder und Jugendlichen zu gewinnen, bevor sie sie in sexuelle Gespräche und Handlungen verwickeln und dafür sorgen, dass die Kinder und Jugendlichen niemandem davon erzählen. Der Begriff „Grooming“ kommt aus dem Englischen und bedeutet „streicheln“ und steht hier für die subtile Annäherung von Täter*innen an Kinder und Jugendliche. Cybergrooming ist eine Form des sexuellen Missbrauchs und in Deutschland strafbar.
Cybermobbing bedeutet, bestimmte Personen mithilfe von Kommunikationsmedien, also zum Beispiel Plattformen oder Chats, zu beleidigen, bedrohen, belästigen oder bloßzustellen. Im Gegensatz zu Hatespeech richtet sich Cybermobbing immer gegen Einzelpersonen und hat keine politische Dimension. Sowohl Cybermobbing als auch Hatespeech sind Formen digitaler Gewalt und häufig sehr schmerzhaft für Betroffene. Wenn du betroffen bist, kannst du dir Hilfe holen.
Als Debunking bezeichnet man das Entlarven und Aufdecken von Mythen und Fake News. Debunking ist auch eine Form der Gegenrede und bedeutet Falschnachrichten, die zur Abwertung und Stigmatisierung einer gesellschaftlichen Gruppe eingesetzt werden, aufzudecken und richtigzustellen. Lügen wird mit Fakten begegnet.
Bei Deepfakes wird das Gesicht einer Person künstlich auf den Körper einer anderen Person übertragen, ohne dass diese zugestimmt hat. Deepfakes können für verschiedene Zwecke erstellt werden, von Unterhaltung bis hin zu politischer Propaganda.
Deplatforming bezeichnet den Akt, bestimmte Akteure von interaktiven Plattformen auszuschließen, indem ihre Profile gelöscht oder gesperrt werden. Befürworter*innen sehen in dem Vorgehen eine gute Möglichkeit gegen rechtsextreme Hater*innen vorzugehen. Kritiker*innen befürchten eine illegitime Einschränkung der Meinungsfreiheit.
Als Derailing (zu Deutsch: „entgleisen lassen”) bezeichnet man das bewusste Ablenken vom Kernthema während einer Diskussion. Derailer geben vor, an einem Thema interessiert zu sein, reißen das Gespräch dann aber an sich und lenken es in eine völlig andere Richtung. Das Ziel solcher “Entgleisungen” ist es häufig, Kritik aus dem Weg zu gehen und Diskussionen zu manipulieren.
Die Verbreitung von falschen und irreführenden Informationen, auch bekannt als „Desinformation“, kann für Gesellschaften schwerwiegende Auswirkungen haben. Durch gezielte Desinformation können zum Beispiel vor Wahlen oder während einer Pandemie Ängste geschürt und Vorurteile sowie Unsicherheiten in Teilen der Bevölkerung verstärkt werden. Desinformationskampagnen versuchen die Glaubwürdigkeit etablierter Medien zu untergraben und Gesellschaften zu spalten. So wird versucht, Wahlen und gesamtgesellschaftliche Meinungsbildungsprozesse zu manipulieren.
Digitale Zivilcourage beschreibt das mutige und verantwortungsvolle Handeln im digitalen Raum. Dazu zählen die aktive Positionierung gegen Hatespeech, das Melden diskriminierender Inhalte, sowie die Unterstützung von Betroffenen.
Besonders in Kommentarspalten auf Social Media kann es oft beleidigend und diskriminierend zugehen. Um zu helfen, kannst du die betroffene Person direkt anschreiben und fragen, welche Unterstützung sie gerade braucht. Außerdem kannst du den Hasskommentar melden oder die betroffene Person in den Kommentaren verteidigen.
Digitale Zivilcourage ist ein wichtiger Schritt, um ein respektvolles und diskriminierungsfreies Miteinander im Netz zu fördern und die demokratische Debattenkultur zu schützen.
Diskriminierung bezeichnet die ungerechte und ungleiche Behandlung sowie Herabwürdigung von Gruppen bzw. Individuen, zum Beispiel aufgrund von „Hautfarbe”, Sexualität, Geschlecht, Religion oder Behinderung. Diskriminierung kann sowohl bewusst als auch unbewusst erfolgen und basiert auf Vorurteilen und Stereotypen. Diskriminierung kann offen und direkt oder subtil und indirekt sein. Es gibt auch strukturelle oder systematische Diskriminierung, die auf tief verwurzelte und institutionalisierte Ungleichheiten in einer Gesellschaft zurückzuführen ist, die bestimmte gesellschaftliche Gruppen benachteiligt. Hass im Netz geht oft mit Diskriminierung einher.
Die Dominanzgesellschaft beschreibt eine Gesellschaft, in der eine bestimmte Kultur, Ethnie oder soziale Gruppe über andere vorherrscht und dadurch bestimmt, welche Eigenschaften und Verhaltensweisen als „normal“ und „akzeptabel“ gelten.
Dies führt zu Marginalisierung und Ausgrenzung von Menschen, die nicht dieser Dominanzgruppe angehören. In diesem Sinne beschreibt die Dominanzgesellschaft auch eine gemeinsame Sichtweise, die Menschen teilen, die nicht der Dominanzgruppe angehören. Oft überlappen sich kulturelle Vorherrschaft und rassistischer Ausschluss und beeinflussen so die Marginalisierung bestimmter Bevölkerungsgruppen. Die Dominanzgesellschaft diskriminiert Minderheiten strukturell und führt zu Benachteiligungen in Bereichen wie Bildung, Arbeit, Gesundheit und wirtschaftlicher Situation.
Doxxing ist eine Praxis, bei der jemand ohne Erlaubnis persönliche Informationen über eine andere Person öffentlich verbreitet oder zugänglich macht. Diese Informationen können Adressen, Telefonnummern, E-Mail-Adressen, Arbeitsplatz-Informationen oder sogar Sozialversicherungsnummern umfassen. Doxxing passiert oft im Internet und kann dazu dienen, jemanden zu bedrohen, zu belästigen oder zu erpressen. Es kann auch dazu führen, dass die betroffene Person Opfer von Online-Mobbing oder sogar realen Angriffen wird. Doxxing ist in Deutschland illegal und kann zu empfindlichen Strafen führen.
Eine Echokammer entsteht dann, wenn die Meinung einer Person durch ihr Umfeld immer widergespiegelt wird und die Person nie mit anderen Meinungen konfrontiert wird. Dadurch haben Menschen das Gefühl, dass ihre Meinung von der Mehrheit geteilt wird. Dies führt dazu, dass sie sich darin bestärkt fühlen und neue Informationen stets so auswählen und interpretieren, dass diese die eigene Meinung bestätigen (Bestätigungsfehler). Filterblasen verstärken diesen sogenannten Echokammer-Effekt. Eine Echokammer ist also ein sozialer Raum, entweder in der analogen oder digitalen Welt, der als ein nach außen abgeriegelter Raum fungiert.
Von Fake News spricht man in der aktuellen Diskussion, wenn Falschmeldungen als Propagandamittel gestreut werden. Fake News knüpfen oft an aktuelle Ereignisse an, schüren Angst und implizieren, dass die großen Medien („Mainstream-Medien”) die Wahrheit verschweigen würden. Sie haben oft eine Nähe zu Verschwörungserzählungen, reißen Meldungen aus ihrem Kontext oder erfinden ganz neue Geschichten.
Unter Filterblasen versteht man die Filterung von Informationen mit Hilfe von Algorithmen, sodass User*innen immer nur bestimmte Inhalte angezeigt werden und andere gar nicht. Filterblasen wirken als Verstärker für den Echokammer-Effekt und erzeugen nach außen abgeriegelte Räume.
Framing bedeutet, etwas sprachlich einzurahmen und ihm dadurch eine bestimmte Bedeutung zu verleihen. Ohne den Inhalt zu verändern, werden Inhalte unterschiedlich dargestellt, sodass sie eine andere Wirkung entfalten. Beispielsweise kann eine veränderte Formulierung dazu führen, dass die Botschaft anders interpretiert und bewertet wird. Framing spielt sowohl eine Rolle in Hasskommentaren als auch in Formen von Gegenrede.
Gadjé-Rassismus ist ein anderer Begriff für Antiziganismus bzw. Rassismus gegen Sinti*zze und Rom*nja. Gadjé kommt aus dem Romanes und bezeichnet Menschen, die keine Rom*nja oder Sinti*zze sind. Der Begriff betont die Machtverhältnisse und Privilegien in der Gesellschaft. Er zeigt die Gewaltbereitschaft, die von der Dominanzgesellschaft (weiße Gadjé) gegen Rom*nja und Sinti*zze ausgeht. Durch die Verwendung dieses Begriffs wird der Fokus von den von Rassismus betroffenen Menschen genommen und die Verantwortung auf die ausübende Gruppe gelenkt. Es vermeidet die Benennung einer angeblichen homogenen Gruppe von Rom*nja und Sinti*zze und betont die Verantwortung der Dominanzgesellschaft für Rassismus.
Ghosting ist ein plötzlicher und unangekündigter Kontaktabbruch über Kommunikationsmedien. Der Ghost meldet sich vom einen auf den anderen Tag nicht mehr auf Nachrichten und Anrufe und ignoriert die andere Person. Es kann sehr schmerzhaft sein, geghostet zu werden. Die Gründe für das Verhalten des Ghosts liegen meist beim Ghost selbst und haben wenig mit der anderen Person zu tun.
GIF ist die Abkürzung für Graphics Interchange Format. Der Begriff bezeichnet Animationen oder sehr kurze Videosequenzen, die im Internet zur Illustration, Unterhaltung oder Gewinnung von Aufmerksamkeit eingesetzt werden.
Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit beschreibt die Anfeindung und Diskriminierung von Menschen aufgrund einer tatsächlichen oder vermeintlichen Gruppenzugehörigkeit. Dahinter steckt die Überzeugung, dass nicht alle Menschen gleich viel wert sind. Betroffenen werden Eigenschaften zugeschrieben, die als minderwertig oder schlecht gelten. Diese Vorurteile werden genutzt, um Anfeindungen und Diskriminierung zu rechtfertigen.
Beispiele für Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit sind:
Rassismus
Antisemitismus
Antiziganismus
Antimuslimischer Rassismus
Queerfeindlichkeit
Sexismus
Ableismus
Klassismus
Abwertung asylsuchender Menschen
Als Hashtag wird ein Wort oder auch eine Wortkette bezeichnet, denen ein Rautezeichen (#) vorangestellt wird. Ein Hashtag dient zur Kommunikation innerhalb von sozialen Netzwerken, indem er alle Inhalte zu einem Thema sammelt und organisiert.
Als Hate Raid (zu Deutsch: „Hass-Überfall“) bezeichnet man eine gezielte und anonyme Online-Attacke auf Streamer*innen. Meist wird dabei der Live-Chat mit rassistischen, sexistischen oder gewaltverherrlichenden Kommentaren geflutet. Das soll den/die Streamer*in verunsichern und den Stream stören. Das Hauptziel dabei ist es, private Informationen von Streamer*innen zu sammeln, um diese auch außerhalb des Internets belästigen zu können.
Hatespeech (zu Deutsch: „Hassrede“) bezeichnet abwertende und menschenfeindliche Aussagen, die sich gegen Einzelpersonen oder Gruppen richten. Die Angriffe basieren oft auf tatsächlichen oder zugeschriebenen Merkmalen, wie z. B. Hautfarbe, Herkunft, Geschlecht, Sexualität, Behinderung oder Religion. Sie können in Form von Beleidigungen, Bedrohungen oder auch durch Bilder und Memes auftreten. Hatespeech fördert Diskriminierung, verletzt die Würde Betroffener und kann sowohl online als auch offline erhebliche Folgen haben.
Heteronormativität ist ein gesellschaftliches Ordnungsprinzip, das nur bestimmte Formen von Geschlecht und Sexualität akzeptiert. Es beschreibt ein binäres Geschlechtersystem, das ausschließlich zwei Geschlechter akzeptiert, die in einem hierarchischen Verhältnis zueinander stehen, wobei Männlichkeit meist über Weiblichkeit gestellt wird. Gleichzeitig schreibt Heteronormativität vor, dass das biologische Geschlecht und das psychosoziale Geschlecht (Gender) übereinstimmen müssen und dass Sexualität ausschließlich auf das im binären Geschlechtersystem andere Geschlecht ausgerichtet sein sollte. Dies führt zur Ausgrenzung und Sanktionierung von Personen, die dieser Ordnung nicht entsprechen, wie z.B. Lesben, Schwule, bisexuelle und trans* Personen.
Incels steht für „involuntary celibate men“, also unfreiwillig im Zölibat lebende Männer. Incels sind eine Internet-Subkultur von Männern, die sich selbst darüber definieren, dass sie unfreiwillig keinen Sex haben. Sie denken, dass sie aufgrund ihres Geschlechts ein Anrecht auf Frauen und Sex haben. Deshalb machen sie alle Frauen und den Feminismus für ihre unfreiwillige Enthaltsamkeit verantwortlich. In der Folge normalisieren sie Gewalt gegen Frauen, zum Beispiel indem sie Vergewaltigung glorifizieren. Die Incel-Ideologie bleibt nicht im Internet, sondern führt auch zu Gewalt in der analogen Welt. So kam es bereits zu mehreren Anschlägen durch Männer, die durch die Incel-Ideologie zu Tötungen motiviert wurden.
Internalisierte Misogynie (auch „verinnerlichte Frauenfeindlichkeit“) beschreibt frauenfeindliche Einstellungen oder Aussagen, die häufig von Frauen selbst geäußert werden. Das reicht von der Abwertung „typisch weiblicher” Interessen, über die Beurteilung des Aussehens anderer Frauen bis hin zu Slut-Shaming.
Beispiel: „Männer können das einfach besser als Frauen.“
Wenn Männer in einem Bereich überdurchschnittlich stark vertreten oder erfolgreich sind, liegt das oft daran, dass sie aufgrund ihres Geschlechts lange Zeit stärker gefördert wurden – nicht daran, dass sie „einfach besser“ sind.
Solche Denkmuster sind tief in unserer Gesellschaft verankert und müssen aktiv erkannt und hinterfragt werden.
Internalisierter Rassismus (auch „verinnerlichter Rassismus“) bedeutet, dass Personen, die selbst von Rassismus betroffen sind, rassistische Denkmuster übernehmen und selbst rassistisch handeln. Zum Beispiel, indem sie Stereotype über ihre eigene ethnische Gruppe übernehmen und weiterverbreiten oder sich gegenüber anderen ethnischen Gruppen abwertend verhalten.
Intersektionalität beschreibt das Zusammenwirken und gegenseitige Verstärken mehrerer Unterdrückungsmechanismen. Gemeint ist, dass verschiedene Formen von Diskriminierung nicht einzeln für sich wirken und einfach zusammengezählt werden können, sondern dass sie sich gegenseitig beeinflussen und so auch neue Formen von Diskriminierung entstehen können. Der Überschneidung von Sexismus und Rassismus kommt in dem Konzept, das auf Kimberlé Crenshaw zurückgeht, besondere Bedeutung zu. Mehrfach marginalisierte und diskriminierte Personen sind deshalb besonders vulnerabel und schutzbedürftig.
Der Begriff „Jugendschutz" bezieht sich auf gesetzliche Maßnahmen, die darauf abzielen, Jugendliche und Kinder vor besonderen Risiken zu schützen. Dies umfasst Regelungen zu Themen wie Medienkonsum, Arbeit, Bildung und sozialer Betreuung. Jugendschutz im Internet ist von besonderer Bedeutung und umfasst zum Beispiel den Schutz vor Belästigung, Cybermobbing und sexualisierter Gewalt. In Deutschland ist es die Aufgabe des Jugendmedienschutzes, mediale Inhalte daraufhin zu überprüfen, ob sie eine Gefahr für Kinder und Jugendliche darstellen.
Klassismus bezeichnet Vorurteile und Diskriminierung aufgrund der sozialen Herkunft und/oder des sozialen Status. Besonders stark betroffen sind erwerbslose, arme und wohnungslose Menschen.
Klassismus zeigt sich auf viele Arten:
Gewalt gegen obdachlose Menschen auf offener Straße
Zuschreibung von Eigenschaften wie Faulheit oder Alkoholabhängigkeit allein aufgrund einer wahrgenommenen Gruppenzugehörigkeit, z. B. bei Sozialhilfeempfänger*innen
Geringe Aufstiegschancen für Kinder aus finanziell benachteiligten Haushalten
Und vieles mehr
Kulturelle Aneignung liegt vor, wenn Personen aus der Dominanzgesellschaft kulturelle Elemente einer Minderheitengruppe in ausbeuterischer, respektloser oder stereotyper Weise übernehmen. Dabei wird in der Regel weder die ursprüngliche Bedeutung gewürdigt, noch der kulturellen Herkunft Anerkennung gezollt. Während einige marginalisierte Gruppen zum Beispiel anhand ihrer Frisuren abgewertet und ausgegrenzt werden, bedienen und bereichern sich dominante Gesellschaftsgruppen (vorwiegend weiße Menschen) an diesen Symbolen, ohne dafür die gleiche Art von Diskriminierung zu erfahren.
LGBTQIA+ ist eine Abkürzung der Begriffe Lesbian, Gay, Bisexual, Trans, Queer, Intersexual und Asexual. Das + steht für Menschen, die eine andere Sexualität oder Geschlechtsidentität haben, denn es gibt insgesamt sehr viele. Die Abkürzung bezeichnet also eine Vielfalt in Geschlecht und Sexualität, jenseits cis-geschlechtlicher und heteronormativer Vorstellungen. Die deutsche Entsprechung ist LSBTIQ+ (Lesbisch, Schwul, Bisexuell, Transgeschlechtlich, Intergeschlechtlich, Queer).
Lookismus (von englisch „look“ = Aussehen) beschreibt die Diskriminierung oder Bevorzugung aufgrund des Aussehens. Lookismus bezieht sich nicht nur auf den Körper, sondern auch auf Merkmale wie Kleidung, Hautfarbe oder Alter. Lookismus wirkt oft unbewusst. Beispielsweise werden Menschen, die als „schön“ gelten, im Alltag freundlicher behandelt oder haben Vorteile im Beruf. Deshalb spricht man bei Lookismus auch von einer strukturellen Diskriminierung, weil Menschen, denen diese Vorteile verwehrt bleiben, strukturell benachteiligt werden.
Marginalisierung beschreibt die Verdrängung von Individuen an den Rand der Gesellschaft. Die Verdrängung findet dabei auf verschiedenen Ebenen statt, beispielsweise sozial, kulturell, wirtschaftlich oder auch geografisch. Marginalisierung kann bedeuten, dass bestimmten Gruppen der Zugang zu höherer Bildung erschwert wird oder sie geografisch an den Rand der Städte verdrängt werden. Je weiter am Rand der Gesellschaft eine Gruppe von Menschen steht, desto weniger Macht hat sie und desto stärker ist sie gegenüber der Mitte der Gesellschaft benachteiligt.
Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte wurde von den Vereinten Nationen im Jahr 1948 verabschiedet und ist ein weltweiter Maßstab zum größtmöglichen Schutz aller Menschen. In 30 Artikeln werden die Rechte von Menschen auf der ganzen Welt festgehalten. Der zweite Artikel der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte umfasst das Verbot der Diskriminierung, welches online genauso wie offline gilt. Leider macht es die Anonymität im Internet oft schwer, die Durchsetzung der Menschenrechte auch im Internet zu garantieren.
Mikroaggressionen sind kleine, oft unbemerkte Bemerkungen oder Handlungen im Alltag, die andere Menschen verletzen oder abwerten können – meist ohne dass es sofort auffällt. Sie vermitteln unterschwellig diskriminierende Botschaften. Mikroaggressionen können Menschen das Gefühl geben, nicht dazuzugehören und sich negativ auf das Selbstwertgefühl und die psychische Gesundheit der Betroffenen auswirken.
Es gibt verschiedene Arten von Mikroaggressionen. Häufig sind es rassistische, ableistische und queerfeindliche Handlungen und Bemerkungen. Ein Beispiel für eine rassistische Mikroaggression ist z.B. die Haare einer Schwarzen Person anfassen zu wollen. Das ist vielleicht nett gemeint, vermittelt aber das Gefühl, „anders“, „exotisch“ und ein Objekt zu sein.
Misogynie bezeichnet Frauenfeindlichkeit bis hin zu Frauenhass. Sie manifestiert sich in der Annahme, dass Frauen eine geringere Wertigkeit als Männer hätten. Diese feindselige Haltung Frauen gegenüber zeigt sich in unterschiedlicher Form und Intensität, sowohl in der Gesellschaft insgesamt als auch in persönlichen Beziehungen. Sie kann sich in Form von sexistischen Bemerkungen, Benachteiligungen am Arbeitsplatz, Gewalt gegen Frauen und anderen Formen der Diskriminierung äußern.
Das N-Wort ist eine rassistische Fremdbezeichnung für Schwarze Menschen, die ihnen von weißen Menschen gegeben wurde. Das Wort gilt auch heute noch als Zeichen für die global wirksame Versklavung, Ausbeutung und Entmenschlichung Schwarzer Menschen durch weiße Menschen. Das Wort steht für Jahrhunderte voller Leid, Gewalt und Diskriminierung und sollte deshalb nicht ausgesprochen werden. Auch wir sprechen hier deshalb nur vom „N-Wort”.
Nicht-binär bedeutet, dass sich Menschen nicht (nur) als männlich oder weiblich identifizieren. In vielen Köpfen herrscht noch immer die Vorstellung, dass es nur zwei Geschlechter gibt: Mann und Frau. Diese Geschlechterordnung nennt man binär. In Wirklichkeit gibt es aber viel mehr Geschlechter und Identitäten. Viele nicht-binäre Personen identifizieren sich als trans.
Als Outcalls (zu Deutsch: „Ausrufe”) werden öffentliche Anschuldigungen und Vorwürfe – meist über soziale Medien – bezeichnet. Outcalls sind für Personen die von Gewalt und/oder Diskriminierung betroffen sind, ein wichtiges Mittel, um sich Gehör zu verschaffen.
Beispiel: Mehrere Personen sind Opfer von sexualisierter Gewalt durch einen bekannten Musiker geworden. Sie beschließen, seine Fans und die Öffentlichkeit über die Gewalttaten zu informieren, um Sichtbarkeit zu erkämpfen und potenzielle Opfer zu schützen.
Das Overton Window ist ein Modell des amerikanischen Wissenschaftlers Joseph P. Overton zur Erklärung der Verschiebung der öffentlichen Meinung. Das Window ist hierbei der Bereich von Aussagen, die angeblich politisch und gesellschaftlich zulässig sind. Die Anhänger der Theorie behaupten, dass nur einige wenige Positionen, die nahe links und rechts am Mainstream einzuordnen sind, von der Öffentlichkeit akzeptiert werden. Wenn man den Diskurs in eine bestimmte Richtung verschieben wolle, müsse man extreme Positionen vertreten und das Fenster so verschieben. Heutzutage machen sich vor allem extremistische Kreise und Verschwörungstheoretiker*innen die Erkenntnisse zunutze, wenn sie die sogenannten Grenzen des Sagbaren zugunsten der eigenen Sache verschieben.
Patriarchat ist ursprünglich die Bezeichnung für ein Gesellschaftssystem, in dem Frauen und nicht-binäre Personen von Männern unterdrückt, kontrolliert und repräsentiert werden. Auch wenn bereits große Schritte in Richtung Gleichberechtigung gegangen wurden, sind Männer in der Gesellschaft auch heute noch mit mehr Privilegien und Macht ausgestattet als Frauen und nicht-binäre Personen. Das verdeutlicht ein Blick auf den Arbeitsmarkt, in die Führungsetagen großer Unternehmen und darauf, wer in Familien den größten Teil der Sorgearbeit trägt. Auch in Medizin, Forschung und Industrie gilt der Mann und sein Körper immer noch als Norm, dies führt mitunter zu gefährlichen Fehleinschätzungen (z.B. bezüglich Krankheiten) und Situationen (z.B. im Falle eines Autounfalles) für Frauen und nicht-binäre Personen. Gewalt gegen Frauen und nicht-binäre Personen und Sexismus sind ebenfalls Ausprägungen patriarchaler Gesellschaften.
People of Color (Singular: Person of Color, PoC) ist eine selbstgewählte Bezeichnung von Menschen, die von der jeweiligen Dominanzgesellschaft als nicht-weiß wahrgenommen werden und aufgrund dessen Rassismus ausgesetzt sind. Entstanden ist die politische Selbstbezeichung aus dem Widerstand der US-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung als solidarisches Bündnis gegen weiße Vorherrschaft, weshalb sie noch heute für die Sichtbarmachung von rassistischer Gewalt, kultureller Auslöschung und Diskriminierung steht. Was alle PoC miteinander verbindet, sind geteilte Rassismuserfahrungen, Ausgrenzung von der Dominanzgesellschaft und kollektive Zuschreibungen des „Andersseins“.
Pick-Up-Artists (zu Deutsch: „Abschlepp-Künstler“) oder sogenannte Pick-Up-Communities sind antifeministische Gruppen, die bestimmte Verhaltensstrategien und psychologische Manipulationstechniken anwenden, um Frauen zu verführen oder sexuell gefügig zu machen. Sie vertreten dabei oft sexistische Rollenbilder und betrachten Frauen nicht als gleichwertige Individuen, sondern als „zu erobernde Objekte“. Pick-Up-Artists sind vor allem auf Social Media aktiv und verbreiten dort ihre Ideologie.
Privilegien sind Vorteile und Ressourcen, die Menschen aufgrund ihrer gesellschaftlichen Position besitzen. Manche Privilegien sind offensichtlich, wie zum Beispiel das Einkommen. Es gibt jedoch auch weniger sichtbare Privilegien. Dazu zählen beispielsweise weiß, männlich, cis-geschlechtlich, heterosexuell oder nicht-behindert zu sein. All diese Privilegien bedeuten, im Alltag mit wenig bis keinen Vorurteilen oder Diskriminierungen kämpfen zu müssen.
Eine Person kann in verschiedenen Bereichen unterschiedlich privilegiert oder unterprivilegiert sein. So hat eine weiße Person das Privileg, nicht von Rassismus betroffen zu sein. Hat sie jedoch gleichzeitig eine Behinderung, kann sie Opfer von Behindertenfeindlichkeit werden und ihr bleiben viele Zugänge versperrt.
Queerfeindlichkeit bezeichnet die Diskriminierung und Anfeindung von homo- und bisexuellen, trans- und intergeschlechtlichen, asexuellen sowie anderen queeren Personen. Menschen, die queere Personen diskriminieren, glauben oft, dass alles, was von der heteronormativen Ordnung von Frau und Mann abweicht, „unnatürlich“ sei. Dabei wird ignoriert, dass geschlechtliche und sexuelle Vielfalt schon immer Teil der Menschheitsgeschichte war.
Queerfeindlichkeit zeigt sich auf viele Arten:
Benachteiligung im Beruf oder in der Schule
Die Verwendung von geschlechtlichen und sexuellen Identitätsbezeichnungen als Beleidigung, z. B. „Bist du schwul oder was?“
Verbale oder körperliche Gewalt
Und vieles mehr
Der Begriff „radikal“ bezeichnet eine Haltung, die Dinge und Zustände von Grund auf verändern möchte. Oft bezieht sich das auf politische Einstellungen, zum Beispiel auf die grundlegende Änderung eines politischen Systems. Wichtig ist dabei: Radikal zu sein bedeutet nicht automatisch, die demokratische Grundordnung abschaffen zu wollen. Wer das anstrebt, wird als „extremistisch“ bezeichnet.
Rassismus beschreibt eine menschenfeindliche Ideologie und die ungleiche Behandlung von Menschen aufgrund ihrer Herkunft, Hautfarbe, ihres Namens oder ihrer Sprache. Menschen werden aufgrund vermeintlicher biologischer Unterschiede oder ihrer ethnischen Herkunft kategorisiert. Dabei wird von äußerlichen Merkmalen auf die geistigen, körperlichen und sozialen Fähigkeiten einer ganzen Gruppe geschlossen.
Rassismus zeigt sich auf viele Arten:
Stigmatisierung als „fremdartig“ oder „anders“
Verbale und physische Gewalt
Diskriminierung im Bildungssystem
Nachteile bei der Wohnungs- und Jobsuche
Rassistische Darstellungen in Filmen, z. B. die stereotypische Darstellung von Schwarzen Menschen als Kriminelle
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Red Pilling („Die rote Pille nehmen”) ist ein Ausdruck, den insbesondere Anhänger*innen der Alt-Right-Bewegung nutzen. Angelehnt an den Film Matrix, in dem der Protagonist Neo vor die Wahl gestellt wird, aus einer ewigen Illusion zu erwachen (rote Pille) oder weiterhin fremdbestimmt zu leben (blaue Pille), behaupten Red Piller die einzig wahre Wahrheit zu kennen. Sie hätten den „Code der Gesellschaft” erkannt und seien, im Gegensatz zu allen anderen, nicht länger blind. Das kann dazu führen, dass Red Piller an Verschwörungsideologien glauben.
Revenge Porn (Rache Pornografie) bezieht sich auf Nacktbilder und/oder pornografische Videos einer Person, die im Zuge einer Racheaktion ohne Einverständnis der gezeigten Person veröffentlicht werden. In vielen Fällen ist die Veröffentlichung das Ergebnis von Sextortion (Erpressung, bei der der*die Täter*in dem Opfer mit der Veröffentlichung von Nacktfotos oder -videos des Opfers droht). Revenge Porn ist eine digitale Form sexualisierter Gewalt.
Safe(r) Spaces (zu Deutsch: „Schutzräume“ oder „Geschützte Räume“) sind Orte, an denen sich Menschen, die von Diskriminierung betroffen sind, besonders sicher und geschützt fühlen sollen.
Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass es keine absolut sicheren Räume gibt. Daher sprechen wir lieber von „Safer Spaces“ statt „Safe Spaces“.
Wozu sind Safer Spaces gut? Menschen, die oft alltäglich Diskriminierung, Ausgrenzung und Gewalt erfahren, haben in Safer Spaces die Möglichkeit, Kraft zu tanken, Erfahrungen auszutauschen und sich mit anderen zu verbünden. In Safer Spaces müssen Betroffene nicht ständig auf der Hut sein und können sich abseits akuter Diskriminierungserfahrungen und ohne Angst bewegen.
Der Begriff Schwarz ist eine Selbstbezeichnung von Menschen afrikanischer und afro-diasporischer Herkunft und People of Color. Das „S“ wird bewusst und immer großgeschrieben, um die gemeinsame Rassismuserfahrung Schwarzer Menschen deutlich zu machen und bezieht sich somit also nicht auf die reelle Hautfarbe von Personen. Die Selbstbezeichnung ist eine Form der Selbstermächtigung von Menschen, die seit Jahrhunderten von weißen Menschen fremdbezeichnet wurden.
Sexismus beschreibt die ungleiche Behandlung und Abwertung von Menschen aufgrund ihres Geschlechts. In vielen Gesellschaften werden Frauen und weiblich gelesene Personen systematisch benachteiligt, was zu einem gesellschaftlichen Ungleichgewicht führt. Diese Abwertung ist historisch tief verwurzelt und wirkt bis heute strukturell fort.
Sexismus äußert sich in verschiedenen Formen, darunter:
Sexualisierte Gewalt
Geschlechtsspezifische Verdienstunterschiede (Gender Pay Gap)
Sexualisierte Darstellungen in der Werbung
Abwertende oder „witzig“ gemeinte Bemerkungen
Sexistische Hassrede
Sexismus äußert sich häufig gemeinsam mit anderen Diskriminierungsformen wie Rassismus oder Behindertenfeindlichkeit. Menschen, die von mehreren Diskriminierungsformen betroffen sind, erfahren in der Regel eine stärkere Benachteiligung und Marginalisierung. Um diese strukturellen Ungleichheiten zu überwinden, ist ein bewusster Umgang mit geschlechtsspezifischer Diskriminierung und deren Verflechtungen notwendig.
Wenn ein Social-Media-Profil von einem Shitstorm betroffen ist, dann wird es in massenhafter Weise mit Kritik und negativen Kommentaren überhäuft. Neben sachlicher und berechtigter Kritik kommt es dabei auch zu schlicht hasserfüllten Beiträgen, die von Beleidigung und Abwertung bis hin zu Hatespeech und konkreten Gewaltandrohungen reichen. Shitstorms von rechten Akteur*innen sind häufig organisiert und haben das Ziel demokratische und andersdenkende Akteur*innen zu diskreditieren und aus dem Diskurs zu drängen.
Der Streisand-Effekt beschreibt das Phänomen, dass der Versuch, eine Information zu unterdrücken, oft zum Gegenteil führt, nämlich zur noch schnelleren Verbreitung dieser Information. Eine Anweisung, eine Information nicht zu teilen, kann genau das Gegenteil bewirken und dazu führen, dass die Information in kürzester Zeit einer maximalen Anzahl an Menschen bekannt wird. So erzeugte z.B. der Versuch des Hamburger Politikers Andy Grote, eine Beleidigung („Pimmel”) durch einen Twitter-User strafrechtlich verfolgen und sperren zu lassen, ungeahnte Aufmerksamkeit: Neben der Diskussion über die Verhältnismäßigkeit polizeilicher Maßnahmen, wurde Grote’s „Pimmelgate” Mittelpunkt vielfacher medialer Berichterstattung. Der Effekt wird durch das Internet und die sozialen Medien deutlich beschleunigt.
„Themen-Hopping" beschreibt das ständige Wechseln von Themen in einer Diskussion, was dazu führt, dass die gesamte Argumentation durcheinander gerät. Der Zusammenhang zwischen den vielen einzelnen Redebeiträgen ist nicht mehr ersichtlich, was in großer Verwirrung münden kann. Und das ist genau das Ziel von Personen, die Themen-Hopping betreiben: Ein brauchbares Gespräch über das ursprüngliche Thema zu führen, wird unmöglich gemacht.
Das Adjektiv „trans“ stammt aus dem Lateinischen und bedeutet „jenseits“. Es stellt das Gegenteil von „cis“ dar. Eine Person, die sich als trans bezeichnet, drückt damit aus, dass sie sich nicht oder nicht vollständig mit dem Geschlecht identifiziert, das ihr bei der Geburt zugewiesen wurde – im Gegensatz zu cis Personen, die sich mit dem Geschlecht wohlfühlen, das ihnen bei der Geburt zugeordnet wurde.
Transfeindlichkeit bezeichnet die Ablehnung, den Ausschluss und die Feindschaft gegenüber Personen, deren Geschlechtsidentität nicht oder nicht vollständig mit dem Geschlecht übereinstimmt, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde.
„Transphobie“ ist ein umgangssprachlicher Begriff für Transfeindlichkeit. Eine Phobie ist eine psychische Erkrankung, die sich durch sehr große Angst auszeichnet. Transfeindliche Personen haben jedoch keine Angst vor trans Personen, sondern sie erkennen deren Existenz nicht an. Wird „Phobie“ statt „Feindlichkeit“ verwendet, werden Hass und Gewalt gegen trans Personen sprachlich gerechtfertigt.
Als Transition bezeichnet man den Prozess, in dem eine Person Veränderungen durchläuft, um ihr Geschlecht entsprechend ihrer Identität auszudrücken. Das müssen nicht ausschließlich operative Maßnahmen sein. Auch eine medizinische Hormonzufuhr, ein neuer Kleidungsstil oder eine Namens- und Personenänderung können Teil einer Transition sein.
In Deutschland gibt es seit November 2024 das „Selbstbestimmungsgesetz“, das es ermöglicht, das Geschlecht und den Namen leichter an die eigene Lebenswirklichkeit anzupassen.
Ein Troll ist eine Person im Internet, die bewusst manipulative und provokante Inhalte oder Kommentare postet, um andere Nutzer*innen zu einer bestimmten Handlung zu bewegen. Es gibt einerseits Trolle, die mit ihren Posts lediglich provozieren wollen, um sich dann an der Reaktion zu amüsieren, und es gibt andererseits Trolle, die aufgrund einer bestimmten Ideologie etwas mit einem politischen Ziel kommentieren, um eine konstruktive Diskussion zu sabotieren.
Verschwörungserzählungen sind Erzählungen von und der Glaube an angebliche Verschwörungen. Eine Verschwörungsideologie bündelt meist mehrere Verschwörungserzählungen und macht aus ihnen ein ganzes Weltbild. Dieses ist immun gegen Kritik und Zweifel. Es beruht auf der Annahme, dass einige wenige, vermeintlich verantwortliche Strippenzieher*innen sich im Geheimen verschworen hätten, um politische und gesellschaftliche Ereignisse auf der ganzen Welt zu ihren Gunsten zu beeinflussen. Anhänger*innen von Verschwörungsideologien suchen nach Schuldigen und nicht nach rationalen Erklärungen. Sie sehen sich als Teil einer „Wissenselite”, die als einzige im Besitz der Wahrheit sei und hinter Lügen und Verschleierung geblickt habe.
Victim Blaming (zu Deutsch: „Täter-Opfer-Umkehr“) bezeichnet die Annahme, dass Opfer von Gewalt eine (Mit-)Schuld daran tragen, was ihnen passiert ist. Dabei wird die Verantwortung auf die Opfer geschoben, anstatt sie dort zu suchen, wo sie hingehört: bei den Täter*innen.
Victim Blaming ist schädlich, weil es die Glaubwürdigkeit von Opfern in Frage stellt. Gewalt ist nicht die Schuld der Person, die sie erfährt. Gewalt geschieht, weil sich die Täter*innen bewusst für dieses Verhalten entscheiden.
Ein Inhalt, beispielsweise ein Bild, Post oder Artikel, „geht viral", wenn er sich besonders schnell in den sozialen Medien verbreitet. Die Verbreitung des Inhalts ähnelt dem eines unaufhaltbaren Virus. Es sind schon Menschen über Nacht berühmt geworden, nachdem ihre Inhalte über wenige Stunden Millionen Mal angeklickt wurden.
Whataboutism ist eine Taktik, um eine Diskussion weg vom Thema oder einer Aussage zu lenken. Ein Problem wird mit einem anderen Thema beantwortet, aus einem Vorwurf wird ein Gegenvorwurf oder eine Person wechselt einfach das Thema (“What about…?, zu deutsch: “Was ist mit…?”). Durch Whataboutism wird eine sachliche Diskussion verhindert, indem der Fokus auf andere Themen verschoben wird. Kritischen Fragen wird so aus dem Weg gegangen.
Das Z-Wort ist eine rassistische und entmenschlichende Fremdbezeichnung für Sinti*zze und Rom*nja. Mit dem Wort wurden ganz verschiedene kulturelle Gruppen als eine einheitliche Gruppe konstruiert und als „anders” von der Dominanzgesellschaft abgegrenzt. Das Z-Wort ist spätestens durch die Verfolgung und Ermordung von Sinti*zze und Rom*nja im Nationalsozialismus traumatisch besetzt und sollte heutzutage nicht mehr verwendet werden. Die Nazis ermordeten insgesamt über 500.000 Sinti*zze und Rom*nja. Dies wird in der Erinnerungskultur auch als Porajmos bezeichnet.